|
museumsbesuch von Christoph Nicolaus
Projektion auf die Außenhaut des Hochbunkers
Termin: April - Juni
Zeit: 120 Tage
Und, sagen wir, daß das Ende dem Anfang vorangeht,
Daß Ende und Anfang bestehen von jeher
Noch vor dem Anfang und noch nach dem Ende,
Und alles immer jetzt ist. |
(T.S. Eliot) |
|
Die Zeit ist jedoch ein Zustand, das lebensspendende
Element der menschlichen Seele, in dem sie zu Hause ist, wie der Salamander
im Feuer. |
(A. Tarkowsij) |
Museumsbesuch ist eine computergesteuerte Arbeit unbegrenzter Dauer.
Titel und Entstehungsdaten aller in einem umfangreichen deutschsprachigen
Kunstlexikon abgebildeten Werke sind auf ein Diapräsentationsprogramm
übertragen worden.
Pro Lichtbild erscheint in weißer Schrift ein mittig gesetzter Titel,
darunter, in etwas kleinerer Schrift, das Entstehungsdatum.
Insgesamt ergeben das 3280 Lichtbilder.
Jedes Lichtbild erscheint für 30 Sekunden. Danach folgen 30 Sekunden,
in denen nichts erscheint.
Die Abfolge der einzelnen Lichtbilder geschieht zufallsbedingt.
>> mögliche Abfolge
Hintergrund:
Der oktogonale Hochbunker an der Claude-Lorrain-Str. 26 in München-Giesing,
etwas abseits der großen Bewegungsströme der Stadt und seit
vielen Jahren von kaum jemandem betreten, führt, trotz seiner Größe
und seiner solitären Lage, ein beinahe verborgenes Dasein.
Er stellt ein unbeachtetes, fast vergessenes Relikt der deutschen Naziherrschaft
dar.
Während bei dem Versuch einer Ortsbeschreibung den meisten Münchnern
das Schyrenbad bekannt ist, können sie sich überwiegend an den
direkt gegenüberliegenden und prominent dastehenden Turm nicht erinnern.
Es scheint ihn seine äußere architektonische Form unauffällig
und harmonisch in seine Umgebung einzugliedern.
Daneben drückt sich offenbar auch sein eigentlicher, innerer Zweck
nicht mehr aus: gerade, aber nicht nur jüngere Menschen sind häufig
sehr überrascht, wenn sie, im Angesicht des Turms, erfahren, einem
im 2. Weltkrieg gebauten Luftschutzbunker gegenüber zu stehen.
Die Mehrheit verbindet damit eher ein Lager oder einen Wasserspeicher.
Dieses Gebäude wurde kürzlich von der Landeshauptstadt verkauft
und soll demnächst in ein Wohnhaus umgebaut werden.
Zuvor jedoch wird es einem öffentlichen Kunstinteresse zur Verfügung
gestellt und im Inneren des Gebäudes werden über vier Monate
hinweg (von April bis Juli) wöchentlich wechselnde Kunstereignisse
veranstaltet.
Ausführung:
Während dieses Zeitraumes, in dem in den Innenräumen zeitgenössische
multimediale Kunst aufgeführt wird, plant der Münchner Künstler
die Außenhaut (über dem Hauptportal) mit kurzen Lichtsentenzen
anzustrahlen, mit denen sich Zeit– und Menschheitsgeschichte verbinden.
Aus allen Zeiten und Kulturen stammende Namensgebungen sehr vieler verschiedener
Kunstwerke werden zusammen mit ihrem jeweiligen Entstehungsdatum in regelmäßiger
Folge einzeln auf die Wand projiziert.
Die Werktitel sind in einer Lichtschriftzeile geschrieben und mittig
darunter, etwas kleiner, das Entstehungsdatum. (auf der Mauer werden sie
ein Maß von durchschnittlich ca. 220cm x 55cm einnehmen)
Sie erscheinen für jeweils eine Dauer von 30 Sekunden. Ihr folgt
jedesmal eine Zeitspanne von ebenfalls 30 Sekunden, in der nichts erscheint
und das eben Gewesene leicht nachklingt.
Die Abfolge der einzelnen Lichtschriftbilder erfolgt zufallsbedingt und
ergibt sich daher immer neu.
Über 120 Tage hinweg entsteht so (an diesem bestimmten Ort aus einer
bestimmten Zeit) ein ruhig und stetig vorbeiziehender Fluß imaginärer
Zeiten, Orte und Kulturen. Ein Fluß, dessen virtuellen Bestandteile
sich ständig neu durchdringen und wieder auflösen und im Zusammenhang
ihrer Abfolge unterschiedliche Bezüge ergeben. |
|