überwinterung/ opernfraktal

überwinterung/opernfraktal

von Marcus Kaiser
eine Kunst- + Lebensrauminstallation

Eröffnung der Installation: Mittwoch, 09. Januar 2008 um 19:00 Uhr
Es spricht: Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin
Termin: geöffnet täglich von 16:00 – 22:00 Uhr
Ort: Zellstrasse 8 (nördlich, isarabwärts, der Muffathalle)
Links: www.opernfraktal.de, Fotos

Der Düsseldorfer Künstler, Komponist und Cellist, Marcus Kaiser, früher Meisterschüler von Prof. Klaus Rinke an der Düsseldorfer Kunstakademie, und einer der wichtigsten Protagonisten der neuen Musik-Szene in Düsseldorf, ist ein Künstler, der sich immer an der Grenze zwischen Kunst und Leben bewegt und dessen Düsseldorfer Lebensort auch gleichzeitig Atelier, Veranstaltungsraum und Nachtbar ist.

Unter dem Titel überwinterung/ opernfraktal wird Marcus Kaiser nun das 460 m² große, ehemalige Betiebslaboratorium der SWM-Villa zunächst in ein Kunstlaboratorium, eine belebte Kunst-, Wohn- und Wirkstätte, umgestalten und dann in den Wintermonaten Januar und Februar 2008, während gleichzeitig oben in der benachbarten Villa die Bauarbeiten für die späteren Wohnungen vor sich gehen, in der unterirdischen, zum abgesenkten Hof hin geöffneten, also räumlich nicht abgeschlossenen, sehr großen HöhlenHalle wohnen und arbeiten.

Er wird eine LebensRaumInstallation schaffen und ein, für jedermannfrau einsichtiges, Vivarium mit Bereichen für Leben, Arbeiten und Veranstaltungen einrichten. Es wird Arbeits- und Schlafkojen - auch für Gäste - geben, einen Platz zum Holzhacken um den Kochherd zu befeuern, Orte für Bewirtung und Aufführungen sowie im Hof eine Schwitzhütte, um für notwendige, wintertaugliche Lebensbedingungen zu sorgen.

Daneben und sich durchdringend richtet Marcus Kaiser eine auf den Ort bezogene, stetig wachsende und zeit- und raumverdichtende Komposition aus Objekt-, Licht-, Klang und Rauminstallationen, Videos, Skulpturen, Objekten, Gemälden und Zeichnungen ein.

Diese Arbeiten sind zum Teil bereits über Jahre hinweg im Atelier, in früheren Installationen oder anderen Ausstellungs- und Konzertsituationen entstanden und wuchern und wachsen hier nun weiter. Die zunächst unzusammenhängend erscheinenden, vielfältigen Werke klanglicher, performativer, malerischer, skulpturaler, zeichnerischer, filmerischer und installativer Art gehen schließlich eine kongeniale Verbindung ein.
Vegetation, Urwald, Schichtung, der Planet Erde, die Elemente Wasser, Wärme, Luft, Holz tauchen immer wieder auf.
Marcus Kaiser versteht seine Arbeit als: „Eine Expedition in die Zeit“! und meint: „Sowohl in der Kunst als auch in der Musik geht es immer stärker um Zeit und Präsenz und darum, in die große Ausdehnung zu gehen.“

Burkhard Schlothauer schreibt in der Musikzeizschrift POSITIONENsechsundsechzig: „In Kaisers Kunstauffassung spielt die Verschränkung von Zeit und Raum, für die er den Begriff „Chronotektur“ geschaffen hat, eine bedeutende Rolle. Normale Musik versuche, so Kaiser, Zeit zu eliminieren und Langeweile als Bewußtwerdung vom Vergehen der Zeit zu vermeiden. „Chronotektur“ versuche hingegen, Zeit und Raum ineinandergreifend zu gestalten. Bilder würden eher Zeit repräsentieren als Musik, Musik sei im Normalfall eher statisch und bewegungslos wahrzunehmen, das Ohr, ein passives Organ, das Auge im Gegensatz dazu wesentlich freier und beweglicher, es wandere über das Bild, es nehme, sich selbst bewegend und somit Zeit verbrauchend, wahr.“

Marcus Kaisers Projekttext:

"’opernfraktal’ ist ein zustand/eine bewegung eingebunden in architektur/installation und tätigkeit/handlung und dauer/klang im sinne von CHRONOTEKTUR.
wie ein vivarium ausschnitthaft ungenügend ein stück tanganjikasee oder amazonasregenwald nachbildet und einen wirklichen lebensraum bietet.

ausgehend von einigen grundelementen ist der zustand offen und kann sich verschiedenen gegebenheiten anpassen, wie einer galerie/ausstellungssituation, dem öffentlichen raum oder extremsituationen wie einer installation im pantanal oder dem ruwenzorimassiv.

die situation ist immer eine belebte und erzeugt ihre eigene geschichte mit den dingen und den menschen. die einzelnen individuen übernehmen ihrem charakter und ihren fähigkeiten entsprechende aufgaben (der beobachter, die schöne frau...), gehen aber auch ihren eigenen tätigkeiten nach, die mit der zeit zu einer veränderung und verdichtung der situation führen.

die raum und zeitstruktur wird durch raster geordnet, die sich im konkreten hier und jetzt füllen und verdichten. rahmen und raumraster für die evokation der veränderung und für die verschiedenen lebens und tätigkeits bereiche; zeitraster als regelmäßige wiederholungsmuster über größere zeiträume und als zyklische aufnahme und wiedergabe muster.“

Und der Journalistin Ulrike Merten antwortete er auf die Frage nach dem Begriff Opernfraktal: „Eine Oper, deren Dramaturgie ich umstülpe – in eine Geometrie der natürlichen Formen, wie etwa die einer Küstenlinie.“

Zu einer Vorgängerinstallation in der Bunkerkirche in Düsseldorf:
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