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Zwei Videokunst Programme, die für das
Fünf
Seen Filmfestival zusammengestellt wurden laufen
in der Ausstellung als
Loop.
Kuratiert von Juschi Bannaski, Rasha Ragab, Roman Wörndl und Christoph Nicolaus.
programm I >
mit arbeiten von: agnes jänsch> bjørn melhus> christoph brech> daniel permanetter> david bertram> graham garrẽtt uhelski> jess macneil> julian rosefeldt> marcus kaiser> mohau modisakeng> nicolas humbert&werner penzel> nira pereg> sven johne> toffaha> veronika veit> william kentridge>
programm II >
mit arbeiten von: almut determeyer> anuk miladinovic> christoph brech> haubitz+zoche> Liuba> marcus kaiser> philipp lachenmann> roman woerndl> susanne wagner> sven johne> toffaha> haikal noyes>

programm I :
DAS FREMDE IM
EIGENEN
„Die
Götter sitzen in der Gestalt von Fremden neben uns“
(Homer)
Die Furcht vor dem Fremden wird hier aus unterschiedlichen Perspektiven
betrachtet und das Fremde im Eigenen befragt. Die ausgewählten
Beiträge spiegeln persönliche und gesellschaftliche
Identitäten und erzählen von der Komplexität
des Fremden
im vielschichtigen Eigenen.
Agnes
Jänsch, "Wir waren sehr glücklich" 2014 (10')

Zusammenfassung:
Die Videoinstallation „Wir waren sehr
glücklich“
erkundet
in experimenteller Weise die narrativen Qualitäten des
filmischen
Loops. Drei mit statischer Kamera gefilmte Szenen, die von Fotografien
der 1950er Jahre inspiriert sind, zeigen eine in Handlungsschleifen
gefangene Familie der Wirtschaftswunderzeit. Es verschränken
sich
non‐lineare Erzählweise und inhaltliche Ebene zu einem
klaustrophobischen Kammerspiel.
Von zentraler Bedeutung ist dabei, dass die Loops in dieser
Installation nicht technisch erzeugt, sondern von den Darstellern
gespielt werden. Hierbei verschieben sich die Handlungsschleifen und
Texte der einzelnen Akteure zueinander. Die Dialoge und Interaktionen
zerfallen, wodurch neue
Bedeutungsebenen generiert und die zunächst scheinbar
realistischen Szenen abstrahiert werden. Obwohl in der
Wirtschaftswunderzeit verortet, stellt die Installation im heutigen
gesellschaftlichen Kontext aktuelle Fragen, wie die nach dem
Verhältnis von wirtschaftlichem Erfolg und
zwischenmenschlicher
Empathiefähigkeit oder der Relation von Selbstdarstellung und
innerem
Befinden.
Inhalt:
Die Installation zeigt drei auf den ersten Blick alltägliche
familiäre Situationen zur Zeit des deutschen
Wirtschaftswunders:
Eltern und Tochter stellen sich für ein Familienbild auf,
Mutter, Sohn
und Schwiegertochter sitzen im Wohnzimmer zusammen und die ganze
Familie trifft sich an der
sonntäglichen Kaffeetafel. Bereits nach kurzer Zeit bricht die
jeweilige Handlung jedoch ab, die Darsteller führen ihre
Interaktionen
nicht fort und die Sequenzen beginnen von vorne. Die Gespräche
der
Akteure wirken dabei zunächst alltäglich und banal,
bei
genauerer Betrachtung verfügen sie jedoch über einen
Subtext,
der
durch Seitenhiebe und Andeutungen viel über das
Verhältnis der einzelnen Familienmitglieder zueinander und
über
die Atmosphäre innerhalb der nach außen sehr
respektabel
wirkenden Familie verrät.
Die Handlungsschleifen werden nicht, wie sonst bei Videoloops
üblich, durch Wiederholung des Abspielvorgangs erzeugt,
sondern
von den Darstellern gespielt. Nach zwei Durchläufen beginnen
die
Loops der einzelnen Charaktere sich zeitlich gegeneinander zu
verschieben, wodurch die Texte und Handlungen ihren
ursprünglichen
Bezug zueinander verlieren. Die gesamte Dialogstruktur wird auf diese
Weise dekonstruiert, es entstehen zeitliche Versätze,
Gesprächsbeiträge laufen ins Leere und es ergeben
sich überlange Pausen sowie Textüberlagerungen. Jeder
Akteur ist in seiner
individuellen Schleife gefangen und bewegt sich in seinem eigenen
Mikrokosmos. Die bereits von Beginn an spürbare Beziehungslosigkeit
der einzelnen Personen zueinander findet hier eine surreal wirkende
formale Entsprechung. Es prallen repräsentative
Außenwirkung und innere Leere aufeinander. Ausgehend von
einer
scheinbaren Normalität entwickeln sich absurde Szenarien, die
beim
Betrachter wachsendes Unbehagen erzeugen.
http://www.agnes-jaensch.de
Bjørn
Melhus, "Das Zauberglas (The Magic Glass)" 1991 (6')

Melhus macht ernst mit dem schizoiden Charakter des Ichs, von dem
verlangt wird, jede Form annehmen zu können. Bei ihm
erscheinen
die Fragmentierungen jedoch nicht als Leistungs- anforderungen, sondern
als Tröstungen. Die medialen Sehnsuchtsmetaphern (von der
Film-
und Fernsehindustrie reichlich geliefert), die wie gute Feen ins Leben
treten und Gestalt annehmen, sind Spiegelungen, die sich zu einem
Kaleidoskop der Identitätsteile vervielfachen. "Consolation
service" á la Melhus "Du bist nicht allein" (vgl. seine
Ausstellung You are not alone, 2001) Strukturell gleicht diese Idylle
einer verdrängten traumatischen Erfahrung, die als
Beunruhigung in
seinen Arbeiten spürbar ist. Die
Souveränität, mit der
Melhus jede Facette dieser medialen Bilder selbst verkörpert,
als
sein Selbst inkorporiert, macht den Humor aus und beglaubigt die
Selbstgenügsamkeit dieses präpubertären
Kosmos.
"Das Zauberglas" zeigt den Anfang von Melhus' Auseinandersetzung mit
der telematischen Wunschproduktion. Es betrachtet die
Subjektivität in Bezug auf die Medienkultur, anschauen und
angeschaut werden, sowie die Stellung von “Selbst”
und
“Nicht Selbst”.
Ein sich rasierender Mann begegnet seinem weiblichen Alter Ego
im
Zauberglas, dem Fernseher... Ein Märchen vom Kommen und Gehen,
von
der Magie, der Anziehungskraft und der Unfaßbarkeit des
virtuellen Bildes.
Die Dialogtexte sind Kondensierungen aus dem Film Broken Arrow (Der
gebrochene Pfeil, Regie: Delmer Daves, mit James Stewart)
http://melhus.de
Christoph
Brech, "Porträt Wolfgang Koch" 2013 (8:13’)
Courtesy Porträtgalerie Bayerische Staatsoper München

2013 wurde die Porträtgalerie der Bayerischen Staatsoper in
München zum 50 jährigen Jubiläum der
Wiedereröffnung durch 21 neue Porträts
ergänzt.
Christoph Brech schuf das bislang erste Videoporträt dieser
1899
gegründeten Sammlung. Der Bariton Wolfgang Koch
schlüpft in
ständiger Überblendung in 7 Rollen*, ohne sein
wirkliches
Gesicht preiszugeben während sein Blick den Betrachter
fixiert.
*Wotan (Der Ring d.
Nibelungen, R. Wagner), Don
Pizarro (Fidelio, L. v. Beethoven), Sir John Falstaff
(Falstaff,s G. Verdi), Alberich
(Der Ring d. Nibelungen, R. Wagner), Johanaan (Salome,
Richard Strauss), Carlo
Borromeo ( Palestrina, H. Pfitzner), Don Giovanni (W. A.
Mozart).
http://christophbrech.com/e/index.html
Daniel
Permanetter, "My 115th Dream" 2007 (2:22')

Es gibt keine zuverlässigen Berichte darüber, in
welchem
Verhältnis Bob Dylan und Daniel Permanetter zueinander stehen.
In
den Videoarbeiten treffen sie immer wieder in kurzen,
alltäglichen
Settings aufeinander: Im Bus, im Kino, ohne einander auf
glaubwürdige
Weise näherzukommen. Was sie miteinander verbindet ist etwas
zutiefst Menschliches. Die Unmöglichkeit, davon abzulassen,
eigene
Beobachtungen zu formulieren und sich über das
Erzählen von
Geschichten mit den grossen, letztlich unbeantwortbaren Fragen nach
Leben, Liebe, Schönheit und dem Tod zu beschäftigen.
Unerschöpfliche Themen, zu denen Dylan sich fast ausnahmslos
mindestens einmal auf pointierte Weise geäussert hat.
http://www.danielpermanetter.info
David
Bertram, "Data - don’t sing" 2015 (3:53')

My goal was to tackle the character’s unconscious with their
social identity and the importance of appearance. Each sequence had to
express a key moment of the characters’ trajectories and that
such a construction stays understandable in 3 minutes. We needed an
organic way to make those paths collide - the car crash. The intricated
narration, those numerous characters and the diversity of the sets
allowed us to support the rhythm of the music – which was
crucial.
http://www.davidbertram.fr/David-Bertram
Graham
Garrẽtt Uhelski, "Doppelgänger" 2015 (9:49')

An trespassing hunter is tracking a moose in the woods and it
eventually leads him into an abandoned train tunnel. When he enters he
find himself falling into a repetitive nightmare, where he has to think
outside the box to escape.
https://www.facebook.com/graham.uhelski
Jess
MacNeil "The Shape of Between" 2006
Digital Video, full colour, 12 minutes 59 seconds on an infinite loop.
Sound by Marcus Kaiser

This work is came about following residency in India where the focus of
my research was experiences of public space. A renewed awareness of the
strange transience of human habitation, and a heightened sense of the
discrepancy and contingency of individual understanding of shared
territory were the culmination of this research, and inform this work.
The Shape of Between was filmed on the Ganges River, Varanasi,
India. The work is based on 100 seconds of footage featuring
four
boats which traverse the river, their position relative to one another
changing constantly. I have slowed the footage down and
repeated
it, looping it forwards and backwards. The footage is
digitally
stabilised, “anchored” around each boat in turn and
subsequently the perceived trajectory of the boats alters subtly with
each repetition, as does the overall composition of the group within
the frame. A digital zoom in and out on the focal or
“anchor” boat emphasizes this continual subtle
repositioning of the subject and makes apparent the vantage point of
the viewer/maker. The boats’ movement relative to one another
drifts the composition around the screen, a continuous revisiting and
repositioning of the subject.
http://jessmacneil.com
Julian
Rosefeldt, "Asylum" 2001/2002 (14:16')
(Kurzfassung einer 9-Kanal-Filminstallation)

With the nine-screen film installation Asylum (2001/2002)
Rosefeldt sets up a visually opulent and
highly stylised theatrical environment in order to examine and
deconstruct the stereotypes
associated with immigrant citizens and the idea of ‘the
other’.
According to the number of channels, the
work deals
with nine different ethnic groups or nationalities, including Chinese,
Vietnamese, Turkish, Kosovan-Albanian and Afghan. A hundred and twenty
‘performers’, many of whom are immigrants living in
asylum
seekers’ hostels, literally ‘act out’
their existence
as foreigners by repeatedly executing typical, cliché-ridden
jobs in exuberant settings: women with head scarves vacuum-clean a
cactus garden; Asian cooks sit in a monkey house, tearing up the
Styrofoam packaging of takeaway food; a pile of newspapers that has
been stacked and restacked by paperboys is whirled through the air by a
giant turbine. The hypnotically slow motion of the camera, its
pendulum-like movement within the picture frame, emphasises the
ritualistic and nonsensical aspect of the tasks being performed: its
profoundly Sisyphean quality. Always portrayed as homogeneous groups,
the performers are stripped of their individuality, thus depicting the
way in which people tend to look generically at ‘the
other’.
Far from adopting a documentary
approach, the artist
has constructed subjective and tightly controlled compositions
– tableaux vivants, at times reminiscent of
traditional fine
art, at others playing on pure kitsch. The work questions a compliant
‘aesthetic correctness’ (in analogy to the concept
of
‘political correctness’) in the contemporary art
world,
where an almost journalistic attitude is often seen as the only way of
dealing with today’s political hot spots and socially taboo
subjects.
(Summarised from Stefan Berg and
Katerina
Gregos, in: Julian Rosefeldt: Film Works (2008))
http://www.julianrosefeldt.com
Marcus
Kaiser, "10 minutes#2" 2014 (10:20')

eine aus 2 Bildern zusammen- gesetzte stille Ansicht einer Stadt . erst
beim 2. Blick entdeckt man Bewegung . Rauch steigt auf . in einer
Strassenschlucht fahren kleine Autos . ab und zu fliegt ein Vogel
irgendwo zwischen den Häusern . die Türme reichen bis
in den Himmel . wie aus einer anderen Welt erhebt sich eine Pyramide im
Hintergrunddunst über der Stadt . der Lärm der Stadt
wird lauter und lauter . das Vogelgezwitscher hält lange stand
gegen
das übermächtig werdende Tosen der Stadt .
http://www.opernfraktal.de
Mohau
Modisakeng "Inzilo" Digital Video 2013 (4:57')

Video Synopsis
Inzilo
is an isiZulu word meaning ‘mourning’ or
‘fasting’. As in many of his
films and images, Modisakeng’s body occupies centre stage in
this work.
He enacts a mourning ritual by sitting, standing, and rotating
slightly, all the while throwing a burnt, ashy substance into the air.
Extreme close-ups of his body begin to suggest the shedding of a skin,
as though the ash is falling from his limbs as the ritual proceeds. He
performs an elaborate rite of passage in which the initiate seems to
draw the material for his transition from within his own body. In the
absolute purity and focus of the moment, Modisakeng is turned inwards
but gesturing outward, undergoing a mysterious transformation that is
at once a private ceremony and a public declaration.
http://www.mohaumodisakengstudio.com
Nicolas
Humbert & Werner Penzel, "Lax Readings" 2006 (13')

Der Raum einer Stimme gibt dem Gesagten erst seine wirkliche Bedeutung.
In ihm wird spürbar, was eigentlich hinter den Worten liegt.
Eine
Stimme kann wie eine Landschaft sein. Bei niemandem, dem wir auf
unseren filmischen Pfaden begegnet sind, war das so spürbar
wie
bei Robert Lax. Und über allem Gedanklichen schwebt immer
seine
unvergleichliche Heiterkeit. In diesen Raum kann man eintreten, wenn
man ihm eine Viertelstunde lang bei der Lesung seiner Gedichte
zuhört, die wir in LAX READINGS versammelt haben.
Robert Lax’ poetisches Werk lebt von der Suche nach
höchstmöglicher Verdichtung von Sprache –
bis hin zu
einzelnen Worten und Silben, die als Essenz von Sprache übrig
bleiben. Das künstlerische Konzept der Reduktion, in dem die
Pause
so wichtig ist wie das Gesagte, macht ihn zu einem Verwandten des
amerikanischen Komponisten John Cage.
Robert Lax (1915 – 2000), amerikanischer Dichter der
‚minimal art’. Sein Name verbindet sich mit dem
Maler Ad
Reinhardt, dem Religionsphilosophen Thomas Merton und dem Dichter Jack
Kerouac, mit denen Lax freundschaftlich verbunden war. Nach Jahrzehnten
des Nomadisierens zwischen Amerika und Europa als Dichter, Clown und
Wandermönch findet er Anfang der 60er Jahre seinen
eigentlichen
Ort auf der kleinen griechischen Insel Patmos. Dort lebt er mehr als 30
Jahre zurückgezogen und doch gleichzeitig in lebendigem
Austausch
mit der Welt.
http://www.cinenomad.de
Nira
Pereg "Sabbath 2008" 2009/10 (7:12')

The work “Sabbath 2008” documents the closing down
of the ultra-orthodox neighborhoods in and around Jerusalem on the eve
of the Sabbath. In most cases, public access to these neighborhoods is
blocked by means of temporary barriers, which stay put for 24 hours
– thus creating an artificial border between these areas and
the rest of the city. The barriers are put in place by neighborhood
residents, with the approval and support of the Jerusalem municipality
and the police. Once the barriers are erected, no cars are allowed into
Jerusalem’s ultra-orthodox neighborhoods. The city is thus
topologically transformed into two cities – with and without
cars. Building on this ritual, Sabbath 2008 is a photographic ritual
that can only be performed at a designated time and in designated
places. Although the value of these somewhat rickety barriers may
appear above all symbolic, their presence is a source of friction and
conflict; they delineate a clear-cut boundary between the sacred and
the mundane.
http://nirapereg.net/Home_page.html
Sven
Johne, "A sense of Warmth" 2015 (15:35')

„I’m not going to make it. I’m a loser.
Not good
enough. I’m cold. Exhausted. Thirty-three years old, fucked
by
life.“ – So die ersten Sätze von Mindy,
der
Protagonistin aus Sven Johnes neuer Videoarbeit „A Sense of
Warmth“. Jene Mindy bleibt den gesamten Film aber unsichtbar,
wir
hören nur ihre schöne Stimme, ihren eindringlichen
Bericht,
der pittoresken SW-Bildern unterlegt ist: Mindys angeblicher Ausstieg
aus der digitalen Arbeitswelt, ihre Überfahrt auf eine einsame
Insel, ihr neues Leben, fortan im Einklang mit sich und der Natur.
„A Sense of Warmth“ ist verführerisch,
weil uns der
Film ins vermeintlich „echte“ Leben – ja,
Paradies
– katapultiert, in ein Leben ohne Ausbeutung,
Krieg,
Umweltzerstörung, kurzum: in ein Leben ohne Kapitalismus.
Mindy
entwirft eine geradezu biedermeierliche Utopie – und wir sind
bereit, ihr das gern glauben. Allerdings hat dieser Eskapismus einen
Preis und Mindy, die schöne Stimme, ist bereit, ihn zu
bezahlen…
http://www.svenjohne.de
Toffaha,
"Sayal" 2013/16 (8:40')

Eine Hütte aus Fenstern und Fensterläden. Draussen
weht ein starker Wind durch die Landschaft. Drinnen, ein Tisch mit
Zeitungsstapel. Ein Holzofen. Hohes Gras wächst durch die
Fensterläden. Reglos steht eine schwarz verhüllte
Gestalt zwischen Tisch und Ofen vor einem Fenster. Bei ihr ein weisser
Windhund und ein fleischiger Knochen. Der Hund verändert seine
Positionen.
(Toffaha ist das Künstlerpaar Rasha Ragab und Christoph
Nicolaus)
http://www.toffaha.org
Veronika
Veit, "Die Faust" 2010 (4:44')

…In dieser Arbeit leuchtet die Künstlerin das
Verhältnis ihrer beiden Protagonistinnen genau aus. Verbunden
sind
Mutter und Tochter durch das typisch weibliche Ritual des Garnwickelns
beziehungsweise durch einen grauen Wollfaden. Die Mutter scheint
zufrieden, ganz von ihrer Rolle ausgefüllt;das
Mädchen ist
zwar folgsam, aber in ihrer Haltung liegt auch Trotz. Ihr Verhalten
ändert sich auch den nicht, als plötzlich ein fisch
aus der
Kaffeekanne springt. Die Mutter behält autoritär die
Kontrolle über das Geschehen und beißt dem
Störenfried
letztendlich den Kopf ab. Danach zieht sie sich wie alle
Monstermütter in Seelenruhe die Lippen nach.
Aus: Mythos
Kindheit, Andrea Holzherr, Kunstverein Ludwigshafen,
Nürnberg, 2010
http://www.veronika-veit.com/cms/
William
Kentridge "Felix in Exile" 1994 (8:54')

Seit den 1980er Jahren produziert Kentridge Animationsfilme, in denen
er die Geschichte und die sozialen Umstände
Südafrikas reflektiert.
Felix in Exile entstand 1994 während der die ersten freien
Wahlen in Südafrika begleitenden öffentlichen
Debatten um den Zusammenhang zwischen der Verteilung des Landbesitzes
und der Herausbildung von Identität. Erzählt wird die
Geschichte des in Paris lebenden Exilanten Felix und der
Landvermesserin Nandi. Sie ist sein Alter Ego und steht ebenso
für die Sehnsucht nach Heimat, wie sie an seiner statt Zeugnis
ablegt über die Ereignisse im neuen demokratischen
Südafrika. So wie ihn in seinem Zimmer die Angst und die
Erinnerung überfluten wird, so schlägt über
Nandi, die erschossen wird, die Erde zusammen.
Im Spiegel finden sich ihre Blicke. Die eigene zeichnerische Produktion
überflutet sein karges Zimmer, wie das Wasser, die Erinnerung
und die Sehnsucht. Nandi hingegen ist eingebettet in kosmische Weite,
die sich im Elend des schwarzen Südafrikas bricht. Nandis
Vermessungsinstrumente suchen in der Topografie der Landschaft nach
Spuren der Geschichte, nach einem Maß für das Sein,
nach einer Richtung.
https://en.wikipedia.org/wiki/William_Kentridge

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programm II :
ICH GLAUBE AN
NICHTS, ODER?
Die im Spannungsfeld zwischen religiösem Fundamentalismus und
weltlicher Orientierung geführte Diskussion verleiht dem Thema
Glaube eine neue Bedeutung.
Eine klare Orientierung wird durch die Vielfalt der Optionen immer
komplizierter. Die ausgewählten Videoarbeiten zeigen
Positionen,
die das Thema vielschichtig reflektieren.
Almut Determeyer,
"Paradiesgärtlein"
2010
(0:47')

"Paradiesgärtlein" beruht auf dem Gedanken des
Überflusses
als Lebensspender. Er zeigt eine nackte Frau, die, indem sie Milch
versprüht, ein Paradies schafft.
Christoph Brech, "Le Chiavi (Die
Schlüssel)" 2013 (6')

Eine sandgestrahlte Glastüre, auf der das päpstliche
Wappen
der überkreuzten Schlüssel erkennbar ist, schwingt
langsam
hin und her. Das Wappen pendelt jedoch nicht nur in der Angel der
schwingenden Türe, sondern zwischen Bildschärfe und
Unschärfe, zwischen Eindeutigkeit und Verschwommensein.
Dahinter
bewegen sich farbige Schatten von links nach rechts.
Motor dieser Bewegung sind die täglich zu tausenden durch
diese
Türe in die Vatikanischen Museen drängenden Besucher.
Sie
drücken sich gegenseitig pausenlos die (nicht vorhandene)
Türklinke in die Hand, ohne dabei hinter dem sandgestrahlten
Glas
als Individuen wahrgenommen zu werden.
In der Tonspur des Filmes erklingt das Glockengeläute der St.
Peter Kirche in Rom in einer stark verlangsamten Aufnahme vom 13.
März, 2013. Es verkündete nach den Tagen der
verschlossenen
Türen des Konklaves die Wahl des neuen Papstes Franziskus.
Der Film changiert zwischen Eindeutigkeit und Verschwommenen, zwischen
dem zeitlos Alltäglichen und dem historischen Augenblick eines
individuellen Menschen.
Liuba, "The Finger and the Moon project #2"
2009-2010 (12:38')

The Finger and the Moon project #2 has been performed in Saint Peter's
Square, in the heart of Vatican State.
A nun in the Vatican is a normal figure, mixed with all nuns of the
myriad of congregations walking in Saint Peter. But seeing a nun who
prays in other religions caused a short-circuit and many different
reactions: surprise, devotion, shock, agreement, interest and at the
end Police stopped the artist, arguing that she was not praying in a
'normal' way
What is very new in this project is the simultaneous show of the
performance in different cities in the world. Using the new possibility
of technologies the new interactive public art performance have been
seen live in different part of the world, that in this way were
symbolically connected as part of a network. A website and a blog has
been designed for the project too www.thefingerandthemoon.net
Marcus Kaiser, "10 minutes" 2014 (10:20')

Zeit
und
Kreatur
Anuk Miladinovic, "Access" 2012 (9:17')

In kühler Architektur öffnen sich hintereinander
liegende
Fahrstuhltüren wie Gardinen. Verheißungsvoll
öffnet
sich Tür um Tür. Es zeigt sich jedoch nur Tristesse.
Wie
nicht eingelöste Versprechen erscheinen U- Bahnen und eine
Gänge und Treppen wischende Putzfrau. Auftauchende Menschen
sind
anonym, emotions- und beziehungslos. "Fern jeder eindeutigen Moral oder
Symbolik wird eine emotionslose Welt vorgeführt, die Raum
für
Emotionen lässt." (Greta Hoheisen)
Susanne Wagner, "Anonymous
(Selbstporträt
12)" 2012 (3:17')

Die Künstlerin stellt neun Charaktere mit Anonymous-Masken
dar,
die über das Verschieben von Farbplatten immer neue
Farbkonstellationen erzeugen. Text und Bild thematisieren den engen
Bezug zwischen der Occupy-Bewegung und der zeitgenössischen
Kunst
und wer wen für seine Zwecke benutzt. Die Dekonstruktion der
Anonymous-Masken verknüpft Anonymität und
Selbstbildnis.
Haubitz + Zoche, "Vertigo" 2013 (7:37')

(single screen Version einer Videoskulptur, Emscherkunst 2013)
Aufnahmen von im Wasser treibenden Autos und überfluteten
Straßenzügen alternieren mit Bildern von zwei
Synchron- schwimmerinnen, die sich in einer seltsam anmutenden
Choreografie unter Wasser bewegen: Die Schwerkraft ist aufgehoben, Oben
und Unten verschwimmen miteinander, die Schwimmerinnen scheinen den
Bezug zu ihrer Umgebung verloren zu haben, sie sind versunken in einer
anderen Realität. "Vertigo ist als subjektive Reflexion
über
unseren Umgang mit Medienbildern im Kontext des anthropogenen
Klimawandels lesbar" (Haubitz+Zoche).
Philipp Lachenmann, "SHU (Blue Hour
Lullaby)"
2002/2008 (12:27')

Ein isoliert stehendes Hochsicherheits- gefängnis in der
kalifornischen Mojave-Wüste zur Zeit der Blauen Stunde.
Während im Gefängnis langsam die Scheinwerfer
angehen,
erscheinen parallel dazu im Abendhimmel immer mehr Lichter von
Flugzeugen im Anflug.
Roman Woerndl, "Best of Paradise" 2013/2014
(15')

zeigt eine Dokumentation der gleichnamigen Videoperformance von
2013/2014. Neun Vogelhäuser, die Architekturmodelle von
fünf
Weltreligionen und vier weltumspannenden Ideen und Ideologien
darstellen, wurden während eines dreimonatigen Feldversuchs in
der
Natur aufgestellt. Sie dienten, gleichberechtigt nebeneinander stehend,
den Vögeln als Futterstelle. Welcher Glaubensrichtung
würden
sich die Vögel zuwenden?
Toffaha, "Nilnassmandu" 2014 (13')

Toffaha (arabisch Apfel) ist das Künstlerpaar Rasha Ragab und
Christoph Nicolaus. Ihre Videos, Fotos und Performances entstehen aus
den Verwebungen ihrer unterschiedlichen kulturellen Prägung
als
Afrikanerin und Europäer, Ägypterin und Deutscher,
Nubierin
und Bayer, schwarz und weiß, Muslima und Christ sowie aus dem
arabischen und germanischen Kultur- und Sprachraum entstammende Frau
und Mann.
Haikal Noyes, "kleiner Mann" 2011 (0:43')

Kleiner Mann ist ein experimentelles Selbstportrait, das einen
humorvollen Verweis auf die Existenz eines übergeordneten
Ratgebers zeigt.
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